Seit der bahnbrechenden Legalisierung in Colorado und Washington State im Jahr 2012 hat sich die Cannabis-Politik in den USA stark verändert. Mittlerweile haben 24 Bundesstaaten sowie Washington D.C. den Konsum von Cannabis für Erwachsene legalisiert – wenn auch mit sehr unterschiedlichen Modellen.
Auch in Europa schreitet die Reform voran: Malta (2021), Luxemburg (2023) und Deutschland (2024) haben bereits nationale Legalisierungsgesetze verabschiedet. Tschechien folgt am 1. Januar 2026, und auch Schweiz sowie Slowenien diskutieren konkrete Reformpläne.
Doch wie unterscheiden sich die Modelle auf beiden Seiten des Atlantiks?
USA: Föderale Vielfalt trotz Bundesverbot
Die USA sind ein Flickenteppich an Regelungen:
- Homegrow: In den meisten Bundesstaaten erlaubt – aber nicht überall. So verbieten z. B. Washington State und Illinois den Eigenanbau.
- Verkauf: In fast allen legalisierten Staaten erlaubt. Virginia und Washington D.C. gestatten zwar den Besitz, nicht aber den Verkauf über reguläre Geschäfte.
- Gesetzgebung: Während viele Staaten die Legalisierung über Volksabstimmungen eingeführt haben, war Vermont 2018 das erste, das rein per Gesetzgebung legalisierte.
- Bundesebene: Cannabis bleibt weiterhin Schedule I nach US-Bundesrecht – also offiziell verboten. Der Konsum wird jedoch in legalisierten Bundesstaaten weitgehend toleriert.
Europa: Nationale Gesetze im EU-Rahmen
In Europa gestaltet sich die Situation anders:
- EU-Beschränkungen: Nationale Legalisierung ist möglich, aber kommerzielle Verkäufe nach kanadischem oder US-Modell sind bislang nicht erlaubt. Stattdessen erlaubt die EU Reformen unter dem Label „Gesundheitsförderung“ oder „Forschung“.
- Homegrow: Ist fester Bestandteil aller bisherigen Modelle. Sowohl Malta, Luxemburg, Deutschland als auch künftig Tschechien erlauben Erwachsenen den Anbau zu Hause.
- Cannabis-Clubs: In Malta und Deutschland dürfen sich Verbraucher in Anbauvereinigungen organisieren. Luxemburg und Tschechien verbieten dies.
- Pilotprojekte: Länder wie die Niederlande und die Schweiz führen wissenschaftlich begleitete Modellprojekte mit begrenztem kommerziellen Vertrieb durch. Deutschland plant ähnliche Trials.
Sprachliche Unterschiede: Legal vs. Decriminalized
Ein spannender Unterschied liegt in der Begrifflichkeit:
- In den USA spricht man von „Legalisierung“, sobald der Besitz oder Eigenanbau erlaubt ist – auch ohne Verkaufsstrukturen.
- In Europa wird häufig von „Entkriminalisierung“ gesprochen, obwohl die Modelle (z. B. in Deutschland) rechtlich eher einer US-Legalisierung entsprechen würden.
Das zeigt: Was „echte Legalisierung“ bedeutet, hängt stark von der politischen und kulturellen Perspektive ab.
Fazit: Auf dem Weg zu einer Harmonisierung
Während die USA seit über einem Jahrzehnt experimentieren und föderale Unterschiede kaum größer sein könnten, bewegen sich europäische Staaten vorsichtiger und meist im engen Korsett der EU-Regeln.
- USA: Mehr Vielfalt, mehr Märkte, aber Konflikt mit Bundesrecht.
- Europa: Weniger Märkte, dafür einheitlichere Ansätze wie Homegrow und Clubs.
Langfristig wäre eine Harmonisierung der Regeln sowohl in den USA als auch in Europa wünschenswert – für Konsumentenschutz, Patientenversorgung und internationale Märkte.
Quelle: https://internationalcbc.com/comparing-u-s-and-european-cannabis-legalization/?utm_source=ICBC+Combined+List+Newsletter+and+Outreach&utm_campaign=23f8d75cbb-EMAIL_CAMPAIGN_2025_06_26_02_04_COPY_01&utm_medium=email&utm_term=0_-2f1e7828bf-23677254